Im Frühjahr 59 v.Chr. bestatteten der Komogrammateus von Ombos zusammen mit im Tierkult tätigen 'Inspektoren' (demot. mšt) 500 Tiermumien für den 'Ibis' und den 'Falken' (Thot und Haroeris), welche vermutlich im vorangehenden Jahr gestorben waren (cf. Preisigke/Spiegelberg 1914, S. 28). Gleichzeitig wurde die Balsamierungsstätte gereinigt und der 'jugendlichen Osiris' (demot. Wsỉr ḥwn ~ griech. νéος Διόνυσος, als dessen Inkarnation sich Ptolemaios XII verstand) im Tempel von Ombos bestattet. Das vorliegende Ostrakon erinnert als eine Art Weihinschrift an diese Taten.
(1) ḥsb.t 22.t ꜣbd-3 pr.t sw 7 (2) n-ḏr.t Ḳny-Ḥr (sꜣ) Twtw (3) pꜣ sẖꜣ-tmỉ n Ỉmbꜣ (4) ỉrm nꜣy⸗f mwšte (5) tꜣ ḳse.t r:ỉri̯⸗w n pꜣ hb (6) pꜣ bỉk nꜣ nṯr.w n tꜣ wꜥb.t (7) ḳs.wt-nṯr 500 tw⸗w wꜥb (8) tꜣ wꜥb.t ỉri̯⸗w tꜣ ḳse.t n Wsỉr ḥwn tw⸗w ḥtp⸗f n ḥw.t-nṯr n Ỉmbꜣ (10) pꜣ rn nfr n Ḳny-Ḥr mn (11) šꜥ ḏ.t
(1) Regierungsjahr 22, 7. Phamenoth (2) durch Kenihyris, Sohn des Totoes, (3) dem Komogrammateus von Ombos, (4) und seine Inspektoren. (5) Die Bestattung, welche für den Ibis und (6) den Falken, die Götter in der Balsamierungsstätte, gemacht wurde: (7) 500 Gottesleichen. Man reinigte (8) die Balsamierungsstätte. Man machte die Beisetzung des jugendlichen Osiris. Man ließ ihn im Tempel von Ombos ruhen. (10) Der schöne Name des Kenihyris bleibt bestehen (11) bis in Ewigkeit.
Statt der vorgeschlagenen Deutung vielleicht auch als twymꜣ zu lesen.
Preisigke/Spiegelberg 1914, S. 14 deuten mwšd als demotische Entsprechung zu kopt. ⲙⲟⲩϣⲧ "untersuchen, erforschen". Vgl. denselben Ausdruck in P. Louvre 2424, P. Louvre 2443, P. Louvre 2431 und P. Louvre 2438 (cf. K.-Th. Zauzich, Die ägyptische Schreibertradition in Aufbau, Sprache und Schrift der demotischen Kaufverträge aus ptolemäischer Zeit, Wiesbaden 1968, S. 235 bzw. Nr. 11, Nr. 14, Nr. 15 und Nr. 109). Zauzich S. 256 Anm. 161 leitet mšt.w vorsichtig von ⲙⲟ(ⲟ)ϣⲧⲉ ab und versteht den Ausdruck als "(in Hermonthis und seiner) Umgebung". Die DBL S. 420 folgt ihm mit Verweis auf J.D. Ray, The Archive of Ḥor, London 1976, S. 142, allerdings zeigen gerade die Belege in den Ḥor-Ostraka, dass es sich bei den mšt.w um Personen handelt. Die hier vorliegende Determinierung passt außerdem besser zur Wurzel mšt "untersuchen, inspizieren" (vgl. hierzu auch die Schreibung des Wortes in P. BM 10508 IX.11 (tm55919)).