Verso: Priesterliche Regelungen im Krankheitsfall (b - c.5); Bericht über eine Sammlung ägyptischer Gesetze unter Dareios I (c.6 - c.16); Auszug aus den Erlassen des Kambyses über die Finanzverwaltung der ägyptischen Tempel (d); Erzählung von König Amasis und der Erzählung vom Schiffer (a); zwei je einem 'Alphabet'-Vogel zugeordnete narrative Passagen (e).
Datierung der Beschriftung: Spiegelberg, Die sog. Demotische ChronikSpiegelberg, W., Die sogenannte Demotische Chronik des Pap. 215 der Bibliothèque Nationale zu Paris nebst den auf der Rückseite des Papyrus stehenden Texten (Demotische Studien 7; Leipzig, 1914), 4 weist die griechischen Textreste der Vorderseite mit W. Schubart und G. Plaumann der früheren Ptolemäerzeit zu und datiert auch die demotischen Texte insgesamt in die erste Hälfte der Ptolemäerzeit. Ähnlich verortet Quaegebeur, J., 'Les Rois Saïtes Amateurs de Vin', in: AncSoc 21 (1990), 266 n. 139 auf Grundlage von W. Clarysses paläographischer Datierung der griechischen Zeichenreste in die Zeit von 350 bis 200 v.Chr. Devauchelle, in: Transeuphratène 9Devauchelle, D., "Le sentiment anti-perse chez les anciens Égyptiens", in: Transeuphratène 9 (1995), 67-80, 73 spricht sich für die Datierung der griechischen Zeichen in die Zeit nach Ptolemaios II Philadelphos aus und Felber, in: Apokalyptik und ÄgyptenFelber, H., 'Die Demotische Chronik', in: Blasius, A. / Schipper, B.U. (eds.), Apokalyptik und Ägypten: Eine kritische Analyse der relevanten Texte aus dem griechisch-römischen Ägypten (OLA 107; Leuven/Paris/Sterling, VA 2002), 65-111, 73 plädiert wegen der Paläographie und des Inhaltes für eine Datierung des gesamten Papyrus in die Zeit des dritten Ptolemäers. Aufgrund der griechischen Zeichenreste auf der Vorder- und Rückseite kann die Beschriftung des Papyrus sicher erst nach der makedonischen Eroberung Ägyptens im Jahr 332 v.Chr. erfolgt sein und unter Berücksichtigung der Paläographie der demotischen Texte des Papyrus ist eine Beschriftung im dritten Jahrhundert v.Chr. am wahrscheinlichsten.
Herkunft des Papyrus: Spiegelberg, Die sog. Demotische ChronikSpiegelberg, W., Die sogenannte Demotische Chronik des Pap. 215 der Bibliothèque Nationale zu Paris nebst den auf der Rückseite des Papyrus stehenden Texten (Demotische Studien 7; Leipzig, 1914), 3 berichtet über eine Mitteilung von Gaston Maspero, wonach der Papyrus von einem Verwandten von Charles Leclerc während der napoleonischen Expedition im Jahr 1801 in Kairo gekauft worden sei. Da der Ankauf sehr früh (und vor dem Beginn des großen Papyrushandels) erfolgte, ist es nach Spiegelberg nicht unwahrscheinlich, dass der Papyrus in der näheren Umgebung von Kairo gefunden wurde.
Vergleich der Schreiberhände: Beachte die Schreibungen der folgenden Wörter und Zeichen:
ỉp.t "Arbeit"
ỉni̯ "holen"
pḥ "erreichen"
nṯr.w "Götter"
ḳnḳn "kämpfen"
Pflanzendeterminativ
Die sog. 'Demotische Chronik': Die Bezeichnung des Textes als "Chronik" geht auf Revillout, E., 'Une Chronique Égyptienne contemporaine de Manéthon', in: Revue Archéologique 33 (1877), 74 zurück, wo der Text als "une chronique tout à fait analogue à celle de Manéthon et à peu près contemporaine" bestimmt wird. Später korrigiert Revillout das Verständnis zu "des commentaires historiques sur d'anciennes prophéties patriotiques égyptiennes" (Revillout, E., 'Second Extrait de la Chronique Démotique de Paris', in: Revue Égyptologique 1 (1880), 146), die alte Bezeichnung wird aber beibehalten. Spiegelberg, Die sog. Demotische ChronikSpiegelberg, W., Die sogenannte Demotische Chronik des Pap. 215 der Bibliothèque Nationale zu Paris nebst den auf der Rückseite des Papyrus stehenden Texten (Demotische Studien 7; Leipzig, 1914), 5 versteht den Text als "Orakel, die in einem bestimmten Sinn ausgelegt werden", weshalb in Erichsen, GlossarErichsen, W., Demotisches Glossar (Kopenhagen, 1954). die Belege aus dem Papyrus mit dem Kürzel "Orakel" versehen sind. Die Deutung des Text ist dadurch erschwert, dass Anfang und Ende verloren sind. Eindeutig ist, dass ein oder mehrere verschiedene und wohl relativ alte Basistexte ausgelegt und interpretiert werden. Besonders in Zeile 16 der dritten Kolumne sowie unterhalb der derselben Kolumne sind, wie Spiegelberg bemerkte, Reste eines weggeschabten griechischen Textes sichtbar.